Niger in Kürze

Geografisches
Naturraum
Klima
Bevölkerung
Lebensqualität und Lebenserwartung
Sprachenvielfalt und Bildung
Wirtschaft und Arbeit
Außenhandel
Kunst, Literatur und Musik
Geschichte
Politik

Geografisches
Die Republik Niger, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, der das Staatsgebiet auf einer Länge von ca. 450 Km durchfließt, liegt im Zentrum Westafrikas und ist Binnenland. Rund herum bilden die Staaten Benin, Burkina Faso, Mali, Algerien, Libyen, Tschad und Nigeria seine Nachbarn. Als ein Land mit geringen natürlichen Ressourcen, sieht man von den Uran- Tagebauminen im Norden des Landes ab, ist der Niger mit allen Handels- und Versorgungshemmnissen gesegnet, die sich durch die politische, geografische und klimatische Lage ergeben.

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Regionen Niger

Mit einer Fläche von 1.267 000 km² ist die Republik Niger das größte Land Westafrikas und ca. dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland. Jedoch -im Vergleich zu Deutschland- mit ca.16 Millionen Einwohnern relativ dünn besiedelt. Da aber ca. zwei Drittel der Landesfläche aus Wüste (Sahara) bestehen, leben die meisten Bewohner in den südwestlichen Teilen des Landes, in den fruchtbareren Regionen des Nigerflusses.

Hauptstadt und Regierungssitz ist Niamey mit 1.6 Millionen Einwohnern (Schätzung 2014). Alle anderen Städte wie Agadez, Tahua, Dosso, Maradi, Zinder und Diffa sind mit maximal 350.000 Einwohnern deutlich kleiner. Durch die Nähe zur nigerianischen Grenze hat sich Maradi nach Niamey zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum entwickelt.

Naturraum
Im Zentrum Nigers liegt die Wüste Erg du Ténéré mit dem angrenzenden Aïr Gebirge, dessen höchster Gipfel, der Mont Idoukal-n-Taghès, 2.022 Meter hoch in den Himmel ragt. Das Aïr ist im Westen, Süden und Osten von weiteren Wüsten umgeben. Zusammen nehmen das Gebirge und die Wüsten, die sämtlich zur Sahara gehören, weit über die Hälfte der Staatsfläche ein.

Wenn es die Regenzeit, bzw. die Regenmenge zulässt, werden einige Täler des Aïr, durch Bewässerungsfeldbau landwirtschaftlich genutzt. Die köstlichen Kartoffeln, aromareichen Pampelmusen und süße Trauben aus dem Aïr sind auf den Märkten des Landes begehrt.

Im Südwesten (Sahelzone) prägt der Fluss Niger die Landschaft und die Vegetation. Diese Region am Fluss bildet die einzig zusammenhängende fruchtbare und damit landwirtschaftlich im größeren Stil nutzbare Fläche des Landes.

Klima
Das Klima im Niger ist semiarid bis vollarid, d.h. heiß und trocken. Vor der Regenzeit, besonders in den Monaten Mai und Juni, kommt es nicht selten vor, dass die Tageshöchsttemperatur die 48C° Marke überschreitet. Zum Leidwesen von Mensch und Tier sinken in diesen Monaten auch die nächtlichen Temperaturen nur in geringem Maße und der menschliche Organismus wird nicht selten zum kühlsten Punkt in seiner Umgebung.

Im Sommer bringt nur die Regenzeit Erleichterung. In der Regel fällt sie knapp aus. Die Hauptmengen ergießen sich im Juli und August beinahe sintflutartig über die südwestlichen Teile des Landes. Bezeichnenderweise heißt „es regnet“ auf Djerma, eine der größten Sprachen in Niger, „Hari ga ka“: „Wasser kommt“.

Mit Glück regnet es auch in den „kleinen Regenzeiten“ im März (Mango-Regen) und Oktober ein wenig.

Flußlandschaft vor und nach der Regenzeit

Flußlandschaft vor und nach der Regenzeit

Die Regenzeit ist, wie in anderen teilen der Welt auch im Niger wenig planbar. Weder in Bezug auf die Mengen der Niederschläge, noch in Bezug auf Raum und Zeit. So führten 2009 ungewöhnliche Starkregen im Oktober in der Region Agadez zu katastrophalen Überschwemmungen. In einer Stadt, die am südlichen Ausgang der Sahara liegt und die in der Regel „staubtrocken“ ist, wurden durch plötzlich auftretende enorme Regenfälle trockene und vergessene Flussbetten, Koris genannt, wieder aktiv und spülten ganze Stadtteile weg.

Bevölkerung
Niger ist wie andere afrikanische Länder von verschiedenen Kulturen geprägt. Hier leben Hausa, Djerma-Songhai, Fulbe (Peulh), Kel Tamaschek (Tuareg), Tubu, Beriberi und Gourmantché, um nur die größten Volksgruppen zu nennen.

Vielfalt hat eine lange Tradition in Niger und der bewusste Umgang Aller mit der kulturellen und sprachlichen Diversität des Landes ist selbstverständlich. Für den freundlichen Umgang miteinander sorgt u.a. die „Cousinage de plaisanterie“. Die „Scherzverwandtschaften“ tragen vielfältig zum respektvollen Umgang im alltäglichen Miteinander zwischen den Volksgruppen und innerhalb von Verwandtschaft und Familie bei. Das Miteinander und die Vermischung der verschiedenen Kulturen werden auch von Regierungsseite seit der Unabhängigkeit gezielt gefördert.
Der überwiegende Teil der ca. 16 Millionen Einwohner des Landes lebt auf dem Land und von der Subsistenzwirtschaft. Nur gut ein Viertel der Bevölkerung lebt in den Städten. Zu denen die gerade ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften gehören auch die Nomaden (Fulbe, Tuareg, Tubu) mit ihren Ziegen- und Rinderherden. Leider kommt es, bedingt durch die knapper werdenden Boden- und Wasserressourcen, hervorgerufen durch wachsende Wüstenbildung (Desertifikation) in Folge von Überweidung und Klimawandel, seit einigen Jahren immer häufiger zu Konflikten zwischen den wandernden Viehbauern und der sesshaften bäuerlichen Bevölkerung. (…)


Lebensqualität und Lebenserwartung
Auf dem Human Development Index (HDI) 2010 der Vereinten Nationen, der Lebenserwartung, Kaufkraft und Bildung korreliert, findet man den Niger regelmäßig auf den letzten drei Plätzen (167 – 169). Die überwiegende Zahl der NigrerInnen lebt unterhalb der Armutsgrenze. Einer Verbesserung ihrer Lebenssituation stehen viele Hindernisse entgegen. Neben äußerst schwach ausgebildeten Sozialsystemen, struktureller Armut und mangelnder Bildung erschweren hohe Geburtszahlen die nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität der meisten Menschen. Dass statistisch jede nigrische Frau 7,4 Kinder gebärt, dafür sorgen Polygamie, religiöse Überzeugungen, Ehestatus und eine überkommene Geschlechterhierarchie.

Der hohe Geburtenüberschuss von 3,6% sorgt dafür, dass der Niger ein junges Land ist und das Durchschnittsalter bei 16,4 Jahren liegt. Gleichzeitig aber führt die hohe Kindersterblichkeit dazu, dass die durchschnittliche Lebenserwartung noch immer bei 44 Jahren stagniert. Menschen über 65 Jahre anzutreffen ist selten. Nur 2,5% der Gesamtbevölkerung werden älter als 65 Jahre.

Für die hohe Kindersterblichkeit ist neben der prekären medizinischen Versorgung, die mangelnde hygienische Grundbildung und, besonders auf dem Land, der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser verantwortlich. (mehr…)


Sprachenvielfalt und Bildung
Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern wachsen die Bewohner des Niger in der Regel mehrsprachig auf. Hausa, Djerma oder Tamaschek zu sprechen, um die drei wichtigsten Sprachen des Landes zu nennen, gehört zum Alltag. Z.B. mit dem Großvater in Djerma zu plaudern und Sekunden später mit der Cousine auf Hausa zu scherzen ist eine normale Situation für Kinder und Erwachsene. Mehrsprachigkeit ist historisch gewachsen, ist Normalität. Die Amtssprache Französisch dagegen wird nur selten in den Familien gesprochen. Trotzdem ist sie ab dem ersten Schultag die alleinige Unterrichtssprache, mit katastrophalen Folgen für die Bildungserfolge der meisten Kinder. (…)

Religion
98% der NigrerInnen bekennen sich zum sunnitischen Islam. Der Rest der Bevölkerung teilt sich in Christen und Anhänger anderer Religionen auf, wobei sich in der Praxis viele Elemente mischen (zum Beispiel aus Ahnenkult und Islam). Allgemein bestimmt ein tolerantes Klima das Verhältnis der verschiedenen religiösen Orientierungen. Allerdings ist seit ca. 15 Jahren ein Trend zu einer orthodoxen Auslegung des Korans zu beobachten.


Wirtschaft und Arbeit
Wie in weiten Teilen Afrikas basiert auch die Wirtschaft in Niger weitestgehend auf dem informellen Sektor. Für viele Menschen die in diesem Bereich arbeiten ist das erste Ziel nicht der wirtschaftliche Gewinn, sondern das Überleben. In Niger, wie auch in anderen westafrikanischen Ländern, sind das neben der Landwirtschaft weite Teile der städtischen Dienstleistungen und der handwerklichen Kleinbetriebe. Geschätzt arbeiten im Niger ca. 80 % der aktiven Bevölkerung in diesem Bereich. Zu den „Aktiven“ zählen auch Kinder.

Da Industrie fehlt, basiert der formelle Arbeitsmarkt im Wesentlichen auf den Bereichen öffentliche Verwaltung und Versorgung, Militär und Polizei. Nur wenige Nigrer finden Beschäftigung im privaten Sektor wie der Telekommunikation, dem Transport und dem Bergbau.

Trotz der Überschaubarkeit des formalen Arbeitssektors aber erfreut sich Niger eines regen Gewerkschaftslebens. Fast jede Berufsgruppe hat (nach französischem Vorbild) eine Gewerkschaft gegründet. Die ca. 35 Einzelgewerkschaften organisieren sich unter zwei großen Dachverbänden (USTN / UGTN). Im Kontext der Demokratieentwicklung sind sie wichtige zivilgesellschaftliche Akteure im Land.

Außenhandel
Im geringen Umfang werden für den Export auf afrikanische Märkte Zwiebeln und Sesam angebaut, bedeutender jedoch ist die Viehzucht. Wichtigster Abnehmer für Rinder ist das Nachbarland Nigeria. Rückläufig ist der Anbau von Erdnüssen für den Weltmarkt, vor 1980 das wichtigste Exportprodukt und die größte Einnahmequelle des Staates. Mit Beginn des Uranabbaus in den 80ziger Jahren verdrängten mineralische Rohstoffe (Uran, Öl und in geringen Mengen Gold) den Export landwirtschaftlicher Produkte. Uran ist z. Z. die wichtigste Einnahmequelle des Landes (70% der Staatseinnahmen).

Die größten Handelspartner sind Frankreich (Uran) und Nigeria. In den letzten Jahren ist die Bedeutung Chinas als Handelspartner exponentiell gewachsen. Vor dem Hintergrund der hohen Weltmarktpreise für Rohöl, engagiert sich China besonders bei der Ausbeutung der Erdölvorkommen im Osten des Landes an der Grenze zum Tschad. Ferner buhlte China mit Frankreich (bis 2009) um die Gründung einer weiteren Uran-Tagebaumine nordwestlich der Stadt Arlit. (…)

Kunst, Literatur und Musik
Die mündliche Tradition ist sehr lebendig. Die inzwischen verstorbenen großen Epiker der jüngsten Vergangenheit leben auf Kassetten weiter, ihre Geschichten erfreuen sich großer Beliebtheit im Radio. Eine Reihe auch im Ausland bekannter Gruppen wie z.B. Etran Finatawa verbindet traditionelle Musik mit modernen Elementen. In der Malerei pflegen Issa Tahirou und Seyni Hima einen naiven Stil. Alhousseïni Touré malt expressionistisch abstrakt, Hamadou Kadry ist Realist. Sie sind in internationalen Ausstellungen bekannt geworden.

Die Schriftsteller des Landes schreiben fast ausschließlich in französischer Sprache. Boubou Hama, Präsident der Nationalversammlung von 1958 bis 1974, erhielt 1971 den afrikanischen Literaturpreis für Kotia-Nima. Wichtige Autoren sind Abdoua Kanta, Idé Oumarou, Amadou Ousmane, Mahamadou Halilou und Abdoulaye Mamani zu nennen. Eine Ausnahme bildet Adamou Idé, der auch einige Titel in seiner Muttersprache Zarma veröffentlichte.