Mit seinen archäologischen, paläontologischen Sammlungen und alltagskulturellen Ausstellungen zu den im Land lebenden Ethnien, sowie seinen pädagogischen Aktivitäten, gehört das Nationalmuseum zu den interessantesten Museen Westafrikas. In dem von Armut geprägten Land bildet es die bedeutendste kulturelle Bildungsinstitution. Als allgemein zugänglicher und beständiger Lernort bietet es der Bevölkerung, mit seinen Ausstellungen und Sammlungen, Raum für kulturelle Reflexion und Identitätsbildung, wie auch, im Rahmen von Sonderaustellungen, einen Ort für die Kommunikation und Wahrnehmung materieller, kultureller und sozialer Innovationen und Impulse.
Mitten in der Hauptstadt Niamey gelegen, erstreckt sich das Areal des Museums über eine Fläche von 44 ha. Neben den thematischen Pavillons und der Sonderausstellungshalle bilden verschiedene Tiergehege mit einheimischen Tieren das Zentrum des Areals. Ein offener Hangar mit Werkstätten der Kunsthandwerker und ein Museumsshop mit ihren Produkten schließen das Gebäudeensemble des Museums ab.
Angeschlossen an das Museum ist ein international gefördertes Berufsbildungszentrum mit mehreren Gewerken, in dem bis heute hunderte junge Männer und Frauen eine handwerkliche Ausbildung abschließen konnten.
Im Durchschnitt besuchten jährlich ca. 250.000 Besucher, davon 80.000 Kinder das Museum. Nicht erfasst ist die Zahl der Straßenkinder die das Museum in kleinen Gruppen fasst täglich besuchen und denen es immer wieder gelingt, sich durch die Museumseingänge zu mogeln. Für sie ist das Museum nicht nur Lern-, sondern auch Erholungsort. Ein Ort, der die Chance bietet, die Härte der Straße für einige Momente zu verlassen und mit etwas Glück auf einen spendablen Touristen zu treffen.
Zur Geschichte des Museums
weiterlesenDie Entstehungsgeschichte des Museums ist auf das engste mit der Gründung des nigrischen Staates verbunden. Bereits am 18. Dezember 1959 eröffnete Hamani Diori, als erster Premierminister der nigrischen Republik, das Museum genau ein Jahr nach der Anerkennung Nigers als autonome Republik. Zu diesem Ereignis wurde der erste, bereits 1958 erstellte „Pavillon classique“ unbenannt in „Pavillon Boubou Hama“. Erst später wurde das gesamte Museum nach dem Namensgeber benannt.
Boubou Hama, geboren 1906, war Historiker, Philosoph, Dichter und Schriftsteller. 1958 wurde er zum Präsidenten der ersten nigrischen Nationalversammlung gewählt. Als Mitglied literarischer Organisationen in Afrika und Autor zahlreicher Gedichts- und Literaturwerke, wurden seine Verdienste um die afrikanische Kultur 1971 mit dem afrikanischen Literaturpreis und dem Sédar-Leopold-Senghor-Preis gewürdigt. Boubou Hama starb 1982.
Im Verlauf der 60er und 80er Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts entstanden mit Unterstützung internationaler Förderer und Sponsoren weitere Pavillons, in denen die Sammlungen des Museums thematisch präsentiert werden konnten. Den Abschluss bildete neben dem „Salle d‘Exposition Temporaire“, dem Sonderausstellungsraum für aktuelle Ausstellungen und museumspädagogische Aktivitäten, das Mausoleum mit seinem „Arbre du Ténéré“, dem letzten Baum der Ténéré-Wüste. Nach einer Geschichte, über die noch heute im Niger geschmunzelt wird, wurde dieser Baum versehentlich von einem Lkw- Fahrer umgefahren, obwohl links und rechts vom Baum hunderte kilometerweit Platz vorhanden war.
Zu den aus unserer Sicht weniger amüsanten Kuriositäten des Museums gehört der „Pavillon de l’Uranium“. Der Pavillon, eine Spende des französischen Atomkonzerns Areva, thematisiert darin die Vorzüge des Uranabbaus in Arlit, im Norden des Nigers, für die Energiegewinnung, selbstverständlich ohne auf die Widersprüche und Folgen dieser Technologie einzugehen. Zum Glück ist dieser Pavillon der einzige Versuch, mit Geld und Sachspenden den Bildungsauftrag des Museum für eigene Konzerninteressen zu nutzen.
Übersicht der thematischen Pavillons:
Pavillon classique /1959 (Abb…)
Pavillon de costumes traditionnels / 1962 (Abb…)
Pavillon des instruments de musique traditionnelle / 1969 (weiterlesen…)
Pavillon de paléontologie et de préhistoire / 1973 (Abb…)
Pavillon d’archéologie / 1980 (Abb…)
Pavillon de l’uranium / 1985 (Abb…)
Le Mausolée de l’arbre du Ténéré / 1979-80 (Abb…)